GET DEUTSCH OR DIE TRYIN'

 

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Fotos: © Ute Langkafel



Es gibt Momente, in denen kommt alles zusammen. Zum Beispiel Ardas 18. Geburtstag. Ohne Plan, aber mit seinen Jungs Bojan, Danny und Savaş. Auf einer Parkbank ohne Park am Bahnhof: rechts die Glatzen, links die Bullen und in der Mitte die Musik. Es gibt Momente, in denen jemand deine Sprache versteht, ohne dass du viel erzählen musst. Momente, an denen jener Punkt auf deiner zerknitterten biografischen Landkarte auftaucht, an dem du den letzen Sommer deiner Kindheit verbringst, kurz bevor deine Freunde verschwinden und du plötzlich merkst: Du bist allein in einem Land, das dich einen Fremden nennt. Also steh auf! Renn so schnell du kannst und noch schneller! Denn wenn keiner wissen will, wer du bist, musst du es selbst herausfinden. Arda Yılmaz sucht atemlos nach den Bruchstücken einer Sprache, die an eine Kindheit in Almanya erinnert. Vor allem aber sucht Arda einen unbekannten Vater, mit dessen gescheiterter Revolution er irgendwie verwandt ist, ohne sie je geträumt zu haben. Es entsteht eine deutsch-türkische Familiengeschichte in den Wirren der »Gastarbeit« und des türkischen Putsches. Wo ist das Land der Desintegrierten? Wer singt die Lieder alleinkämpfender Mütter? Wie klingt der Chor derer, die ewig fliehen und niemals ankommen? Es gibt Momente, in denen all diese Fragen aufblitzen, bevor sie verschwinden wie im fade-out des letzten Tracks auf der Platte deines Lebens.


Necati Öziri, Jahrgang 1988 ist Autor, Dramaturg und künstlerischer Leiter des Studio Я. Sein Debut-Stück Vorhaut (gemeinsam mit Tunçay Kulaoğlu und Miraz Bezar) wurde 2014 im Ballhaus Naunynstraße uraufgeführt. Sein neues Stück GET DEUTSCH OR DIE TRYIN' ist ein Musikalbum mit A- und B-Seite, das von Müttern, die auf Columbo und Wodka stehen, erzählt, von abwesenden Vätern, von abgeschobenen Freunden und von Geburtstagen auf den Fluren des Ausländeramts, von Hip-Hop, Soul, Gewalt und vom Leben in einer Sprache, die nicht dir gehört.


Der Text entstand 2016 im Rahmen der Literaturwerkstatt Flucht, die mich bedingt des Neuen Instituts für dramatisches Schreiben (NIDS) in Zusammenarbeit mit Gorki und Studio Я.

Von
NECATİ ÖZİRİ
Regie
Sebastian Nübling
Bühne
Magda Willi
Kostüme
Pascale Martin
Musik
Lars Wittershagen
Dramaturgie
Ludwig Haugk
Licht
Hans Fründt


Besetzung
Pınar Erincin
Saro Emirze
Taner Şahintürk
Dimitrij Schaad
Aram Tafreshian
Linda Vaher
Almut Lustig


Pressestimmen

»Der kraftvolle, erheblich substanzielle Text des 28-jährigen Autors und Gorki-Dramaturgen Necati Öziri wird in der Umsetzung von Hausregisseur Sebastian Nübling zu einem Experiment mit dem Brennglas. Das gesamte Stück ist ein von Sidekicks ergänzter großer Monolog. Arda – Dimitrij Schaad spielt und spricht ihn mit Verve – hält seinem wahrscheinlich nicht toten, für ihn aber schon immer gestorbenen Vater eine Grabrede. Erzählt von seinem Leben und bohrt sich vor zu den Umständen seiner Gewordenheit.«
TAZ, Kirsten Riesselmann

»Manchmal, in seltenen glücklichen Fällen, hört man im Theater einer Geschichte zu, die einem zunächst irgendwie bekannt erscheint – und die sich dann doch als völlig eigen und staunenswert entpuppt. Das Stück »Get deutsch or die tryin‘« von Necati Öziri ist so ein Fall.«
Der Tagesspiegel, Patrick Wildermann

»Dimitrij Schaad spielt diesen Arda ungemein anrührend und trägt den Abend souverän. Der lodert und glüht, ist bitter enttäuscht, sarkastisch und dann wieder ganz liebesvoll.[…] Die, die wir hier sehen, sind allesamt die Verlierer der Migrationsgeschichte. Dieser stimmige Abend verschafft ihnen in einer gelungenen Kombination aus guter Textvorlage, sensibler Regie und einem herausragenden Hauptdarsteller Gehör.«
Berliner Morgenpost, Katrin Pauly

»Necati Öziris Text und Sebastian Nüblings behutsame Regie vollführen eine Suchbewegung, in der sie die Poesie des Zusichselbstfindens entdecken, ohne der Illusion anheimzufallen, irgendwelche Antworten zu haben. Die Fragen bleiben, das Scheitern auch. Vor allem aber: das Erzählen als Akt der Selbsterschaffung, das (Er)Finden der eigenen Identität durch die Suche nach der passenden Geschichte.«
Stage and Screen, Sascha Krieger

Necati Öziri, Dramaturg am Gorki Theater, erzählt die außergewöhnliche Durchschnittsbiografie eines jungen Deutschtürken nicht linear, sondern wie eine alte Vinyl-Platte – mit A- und B-Seite in 16 Tracks. Die Erzähler-Nadel springt hin und her in Vor- und Rückblenden aus kurzen, lapidaren Szenen, in denen sich bruchstückhaft Ardas Lebensgrabrede auf seinen unbekannten Vater zusammensetzt. Das macht Ardas Geschichte deutlich spannender als ein überschaubar erklärendes, anklagend bis mitleidheischendes Migrations-Sozialdrama, das «Get deutsch» auf keinen Fall sein will.
Theater heute